Sturzprophylaxe im Gespräch: So gelingt dir ein Beratungsgespräch

Ein Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe ist mehr als reine Informationsweitergabe. Erfahre, wie du es empathisch, strukturiert und wirksam führst – inklusive Tipps zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung.

Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe

Der erste Schritt zum sicheren Alltag beginnt mit einem Gespräch

Stell dir vor: Eine ältere Patientin steht zögerlich vor ihrem Bett, der Rollator steht ungenutzt in der Ecke, und du spürst, dass sie Angst hat – vor einem weiteren Sturz, vor dem Kontrollverlust, vor der Zukunft. Genau in diesem Moment beginnt deine wichtigste Aufgabe: Einfühlsam und fachlich stark beraten. Die Sturzprophylaxe lebt nicht nur von Maßnahmen und Hilfsmitteln – sie steht und fällt mit einem guten Beratungsgespräch. Ob im Krankenhaus, im Pflegeheim oder bei der Überleitung nach Hause: Der Dialog mit der pflegebedürftigen Person ist der Schlüssel zur Sturzvermeidung. In diesem Artikel erfährst du, wie du Beratung zur Sturzprophylaxe professionell, wirksam und menschlich führst – von der ersten Minute bis zum letzten Protokoll.

 

Warum Beratung bei der Sturzprophylaxe unverzichtbar ist

Ein Sturz kann das Leben auf den Kopf stellen. Frakturen, Krankenhausaufenthalte, Pflegebedürftigkeit – all das sind mögliche Folgen. Aber: Viele Stürze lassen sich vermeiden, wenn Risiken rechtzeitig erkannt und passende Maßnahmen eingeleitet werden. Und hier kommt deine Beratung ins Spiel.

Ziele des Beratungsgesprächs auf einen Blick:

  • Die Gesundheit der pflegebedürftigen Person schützen
  • Die Compliance fördern – durch echtes Verständnis der Risiken und Möglichkeiten
  • Das Kohärenzgefühl stärken – durch den Fokus auf individuelle Ressourcen
  • Die Autonomie bewahren – durch Mitsprache und Mitentscheidung
  • Kosten durch Prävention senken
  • Die Alltagskompetenz stärken – durch passende Hilfen und Training
  • Raum schaffen für Fragen, Bedenken und Bedürfnisse

Kurz: Beratung macht den Unterschied – fachlich, menschlich und ökonomisch.

 

Phase 1: Vorbereitung – der Grundstein für ein gutes Gespräch

Bevor du loslegst, brauchst du Klarheit. Über den Fall, über das Ziel des Gesprächs, über das Setting.

Was du vorbereiten solltest:

  • Was genau ist das beratungsrelevante Thema? (z. B. Sturzgefahr durch unsicheres Gehen)
  • Welches Fachwissen brauchst du? (z. B. Expertenstandard zur Sturzprophylaxe)
  • Welche Unterlagen brauchst du? (z. B. Pflegedokumentation, Risikoerhebung)
  • Wer sollte anwesend sein? (z. B. Angehörige, gesetzliche Betreuungsperson)
  • Wo findet das Gespräch statt? (Bitte: Nicht zwischen Tür und Angel!)

💡 Tipp: Binde Bevollmächtigte frühzeitig ein – sie sind oft entscheidend für die Umsetzung im Alltag.

 

Phase 2: Durchführung – der Moment zählt

Jetzt wird’s ernst – aber bitte nicht verkrampft. Ein Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe darf ruhig locker beginnen. Small Talk öffnet Türen, echtes Interesse baut Brücken.

1. Vertrauen aufbauen

  • Stell dich vor (sofern nicht bereits bekannt)
  • Frag nach dem Befinden („Wie geht’s Ihnen heute?“)
  • Zeig Interesse („Was hat der Enkel neulich erzählt?“)

2. Thema klären

  • Handelt es sich um ein terminiertes Gespräch? Super – dann benenne das Thema gleich zu Beginn.
  • Ist es spontan? Dann erkläre, warum du das Gespräch führst (z. B. Beobachtung im Alltag, Sicherheitsbedenken).

💬 Beispiel:

„Frau Schmidt, wir haben gesehen, dass Sie den Rollator im Zimmer kaum nutzen. Das möchten wir gemeinsam besprechen – vielleicht finden wir eine gute Lösung, die Ihren Alltag erleichtert.“

3. Situationsanalyse: Die Sichtweisen zählen

  • Pflegeempfänger:in: Warum wird der Rollator nicht genutzt? Gibt es Ängste? Scham?
  • Angehörige: Gibt es Hindernisse im häuslichen Umfeld?
  • Pflegefachkraft: Welche Risiken wurden festgestellt? Welche Konsequenzen könnten eintreten?

👉 Hier zählt nicht nur die Theorie – sondern das echte Leben der betroffenen Person.

4. Lösungen gemeinsam entwickeln

Jetzt wird’s praktisch: Was ist möglich, was ist realistisch?

  • Hilfsmittel: z. B. Gehstock, Rollator, rutschfeste Teppiche
  • Training: z. B. Gehtraining, Balancetraining
  • Umgebung: z. B. Umgestaltung der Wohnung
  • Medikamente: Wechselwirkungen prüfen, sedierende Wirkstoffe reduzieren

🔄 Wichtig: Lass die Pflegeempfänger:innen mitentscheiden! Nur so entsteht echte Veränderung.

5. Ziele vereinbaren

Mach’s konkret – und schriftlich!

  • Was? z. B. Rollator regelmäßig im Zimmer nutzen
  • Wer? z. B. Patient:in, Pflegekraft, Angehörige
  • Wann? z. B. Gehtraining täglich nach dem Frühstück

📋 To-do-Listen sind nicht unpersönlich – sie machen Umsetzung erst möglich.

6. Gespräch beenden

  • Bedank dich für das Vertrauen
  • Gib Infomaterial mit (z. B. Flyer zur Sturzprophylaxe)
  • Vereinbare ggf. einen Folgetermin
  • Sag freundlich Tschüss

👂 Tipp: Oft kommen die wirklich wichtigen Fragen erst später. Plane also gleich einen zweiten Termin zur Vertiefung ein.

 

Phase 3: Nachbereitung – der stille Held der Sturzprophylaxe

Jetzt ist Schluss? Noch nicht ganz.

Dokumentation

  • Halte das Beratungsgespräch in der Pflegedoku fest
  • Erstelle ein Ergebnisprotokoll für alle Beteiligten

🛡️ Warum so wichtig? Im Falle eines Sturzes kann fehlende Doku rechtliche Konsequenzen haben!

Evaluation

  • Frag nach: Funktioniert der Plan? Wird er angenommen?
  • Passt alles? Gibt’s Hürden?
  • Muss etwas angepasst werden?

💬 Beispiel:

„Wie klappt es mit dem neuen Rollator? Haben Sie das Gefühl, sicherer zu sein?“ Wenn nötig: Neues Gespräch, neuer Plan, neue Motivation.

 

Ohne Umsetzung kein Fortschritt

Das beste Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe bringt nichts, wenn nichts passiert.

Jetzt zählt die Praxis:

  • Gehtraining anbieten
  • Bei der Mobilisation unterstützen
  • Benutzung von Hilfsmitteln erinnern
  • Fortschritte beobachten und dokumentieren

Das ist keine lästige Pflicht – sondern ein echtes Plus an Lebensqualität für deine Pflegeempfänger:innen.

 

Fazit: Beratung ist Begegnung auf Augenhöhe

Ein wirksames Beratungsgespräch zur Sturzprophylaxe ist mehr als eine Pflichtübung. Es ist ein Moment echter Nähe, Klarheit und Veränderung. Du stärkst nicht nur das Sicherheitsgefühl, sondern auch das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit.

Also: Nimm dir Zeit. Hör zu. Frag nach. Und sei bereit, gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person den besten Weg zu finden. Denn Sturzprophylaxe beginnt genau da, wo jemand verstanden wird.

Übrigens: Gesundheitsberatung ist mehr als Sturzprophylaxe

Wenn du dein Wissen rund um Beratungsgespräche in der Pflege weiter vertiefen möchtest, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Die Gesundheitsberatung in der Pflege ist ein ebenso wichtiger Bestandteil, um Menschen langfristig in ihrer Gesundheitskompetenz zu stärken. Dabei geht es um Themen wie Ernährung, Bewegung, Krankheitsbewältigung oder die Förderung von Eigenverantwortung – alles Punkte, die auch mit der Sturzprophylaxe eng verwoben sind. Hier erfährst du mehr über die Gesundheitsberatung in der Pflege.

 

Dieser Beitrag wurde von Workbee in Zusammenarbeit mit NOVAHEAL erstellt – einer digitalen Lernplattform speziell für Auszubildende in der Pflege. NOVAHEAL unterstützt dich während deiner Ausbildung mit verständlich aufbereitetem, aktuellem und praxisnahem Wissen – perfekt, um dich im Pflegealltag sicher und gut vorbereitet zu fühlen.

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