Gesundheit beginnt im Kopf – und mit deiner Beratung
Stell dir vor, du könntest mit einem Gespräch, einem Hinweis oder einer kurzen Schulung dazu beitragen, dass Menschen länger gesund, selbstbestimmter und unabhängiger leben. Klingt nach Science-Fiction? Ist es nicht. Willkommen in der Welt der Gesundheitsberatung in der Pflege – einem der wichtigsten, aber oft unterschätzten Bereiche deines Berufs.
Seit 2003 ist das kein “Nice-to-have” mehr, sondern ein fester Bestandteil deiner täglichen Arbeit. Und das Beste daran? Du musst dabei nicht gegen Windmühlen kämpfen. Im Gegenteil: Du hast Wissen, Tools und sogar das Gesetz auf deiner Seite.
Was steckt hinter dem Begriff „Gesundheitsberatung in der Pflege“?
Gesundheitsberatung klingt vielleicht erstmal nach einem Gespräch im Wartezimmer oder einem Flyer mit Ernährungstipps. Doch in der Pflege ist es viel mehr. Es geht um individuelle oder gruppenbasierte Anleitung und Unterstützung, mit dem Ziel, das Wissen, die Fähigkeiten und die Ressourcen deiner Pflegeempfänger:innen zu fördern. Es geht darum, Gesundheit zu erhalten, Krankheiten zu verhindern und Menschen zur Selbstständigkeit zu befähigen.
Ziele der Gesundheitsberatung:
- Empowerment – Ressourcen stärken, gesundheitsförderndes Verhalten etablieren
- Befähigung – Hilfe zur Selbsthilfe geben, Autonomie erhalten
- Partizipation – Pflegeempfänger:innen aktiv einbinden
Ganz nebenbei erfüllst du damit auch gesetzliche Anforderungen und Expertenstandards. Kurzum: Du machst alles richtig – wenn du es richtig machst.
Die zwei Säulen der Gesundheitsberatung: Prophylaxe und Edukation
1. Prophylaxen – Vorbeugen ist besser als Nachsorgen
Das Wort mag sperrig klingen, aber die Idee dahinter ist simpel: Prophylaxen sind alle Maßnahmen, die Risiken für Krankheiten oder Unfälle senken. Sie sind dein präventives Power-Tool im Pflegealltag.
Und es gibt sie in drei Stufen:
Primärprophylaxe: Vorbeugung, bevor etwas passiert
Sekundärprophylaxe: Eingreifen, sobald erste Anzeichen sichtbar sind
Tertiärprophylaxe: Rückfällen vorbeugen, Lebensqualität erhalten
Kennst du diese wichtigen Prophylaxen?
- Aspirationsprophylaxe
- Dehydrationsprophylaxe
- Dekubitusprophylaxe
- Deprivationsprophylaxe
- Intertrigoprophylaxe
- Kontrakturprophylaxe
- Obstipationsprophylaxe
- Pneumonieprophylaxe
- Soor-, Stomatitis-, Saliva- und Parotitisprophylaxe
- Sturzprophylaxe
- Thromboseprophylaxe
- Windeldermatitisprophylaxe
- Zystitisprophylaxe
Jede dieser Maßnahmen ist mehr als nur Routine – sie ist ein wertvoller Beitrag zur Gesundheitsförderung, der im Idealfall Leben rettet.
2. Edukation – Wissen ist Macht. Gesundheit auch.
Edukation bedeutet, Menschen nicht nur zu informieren, sondern sie zu schulen, anzuleiten und zu beraten. Ziel ist immer: ein möglichst autonomes Leben. Gerade bei chronisch Kranken ist das entscheidend, weil sie oft nach kurzer Liegedauer in den Alltag zurückkehren – und dort auf sich allein gestellt sind.
Du musst nicht zaubern können, aber du solltest:
- deine Pflegeempfänger:innen verständlich informieren
- Angehörige einbeziehen und schulen
- gute Gesprächstechniken nutzen
- zuhören, motivieren, Fragen stellen
Das ist kein Monolog. Das ist Teamarbeit. Und das ist wichtig.
👉 Mehr zur Patient/innenedukation findest du hier.
Pflicht oder Kür? Du bist gesetzlich zur Beratung verpflichtet
Vielleicht hast du es schon geahnt – oder es steht sogar in deinem Dienstplan: Gesundheitsberatung ist nicht optional.
Laut Gesetz und Expertenstandard bist du verpflichtet, deine Pflegeempfänger:innen und deren Angehörige über Risiken aufzuklären, Handlungsoptionen aufzuzeigen und sie zur aktiven Teilnahme zu motivieren.
Aber mach dir bewusst: Das ist keine Last, sondern eine Chance. Wenn du es richtig angehst, kannst du so viele positive Veränderungen bewirken. Menschen danken dir, weil sie sich sicherer fühlen. Und du? Du gehst mit dem guten Gefühl nach Hause, etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben.
Mit Struktur zur starken Beratung
Damit deine Beratung nicht im Trubel des Alltags untergeht, lohnt sich ein fester Ablauf. Und der beginnt mit einer simplen Frage:
„Was braucht diese Person, um ihre Gesundheit selbstbestimmt zu fördern?“
Vorbereitung
- Überblick über den Gesundheitszustand verschaffen
- Materialien (Flyer, Anschauungsmaterial) bereitlegen
- Zeit und Raum für ein ungestörtes Gespräch schaffen
Durchführung
- Vertrauen aufbauen
- Fragen stellen: Was weiß die Person bereits? Was ist unklar?
- Informationen geben – klar, ruhig, alltagsnah
- Praktische Anleitung zeigen (z. B. Lagerung, Atemübungen)
- Angehörige mit ins Boot holen
Nachbereitung
- Reflexion: Was lief gut, was weniger?
- Feedback einholen
- Weitere Maßnahmen planen
- Beratung dokumentieren – unbedingt!
🏥 Übrigens: Gute Nachbereitung spart Zeit, schafft Klarheit und sichert Qualität. Denk an Hygienerichtlinien, die nächste Schicht und das Gefühl deiner Pflegeempfänger:innen, gut begleitet zu sein.
Gemeinsam stark: Angehörige als Schlüssel zum Erfolg
Viele Angehörige fühlen sich überfordert – und das ist verständlich. Sie sind oft unvorbereitet auf die Pflege und Betreuung ihrer Liebsten. Und genau hier kommst du ins Spiel. Informiere und schule auch sie.
Je besser sie verstehen, was, warum und wie etwas gemacht wird, desto erfolgreicher läuft es auch im häuslichen Umfeld weiter.
Ein gutes Beratungsgespräch mit Angehörigen:
- nimmt Ängste
- gibt Sicherheit
- verbessert die Zusammenarbeit
- erhöht die Lebensqualität aller Beteiligten
Nicht vergessen: Nicht ohne mein Team! Angehörige sind ein Teil des Pflegeprozesses – mach sie zu Verbündeten.
Fazit: Gesundheitsberatung in der Pflege ist mehr als Pflicht – sie ist deine Superkraft
Gesundheitsberatung in der Pflege ist kein Add-on – sie ist essenziell. Mit deiner Kompetenz, deinem Feingefühl und deinem Wissen stärkst du nicht nur die Gesundheit deiner Pflegeempfänger:innen, sondern auch deren Selbstwert und Selbstständigkeit. Du hilfst, Krankheit zu verhindern, Lebensqualität zu sichern und Menschen in ihrer Würde zu begleiten.
Dieser Beitrag wurde von Workbee in Zusammenarbeit mit NOVAHEAL erstellt – einer digitalen Lernplattform speziell für Auszubildende in der Pflege. NOVAHEAL unterstützt dich während deiner Ausbildung mit verständlich aufbereitetem, aktuellem und praxisnahem Wissen – perfekt, um dich im Pflegealltag sicher und gut vorbereitet zu fühlen.